Primadonna [Das Mädchen von morgen] [OmU] I 2023, R: Marta Savina mit Claudia Gusmano, Fabrizio Ferracane, Francesco Colella, Manuela Ventura, Dario Aita, 102 Min - Im Anschluss Aperitivo und Gespräch
Sizilien in den 60er Jahren. Lia ist 21 Jahre alt, schön, eigenwillig und zurückhaltend, aber auch selbstbewusst. Sie arbeitet lieber mit ihrem Vater auf dem Feld, als der Mutter im Haushalt zu helfen. Lorenzo, der Sohn des mafiosen Großunternehmers im Dorf, ist von ihr fasziniert. Nach einem anfänglichen Flirt wagt sie jedoch, ihn zurückzuweisen. Da wendet er brutale Gewalt an. Nach der Tradition müsste sie ihn nun heiraten, denn eine „Wiedergutmachungsehe“ würde ihre „Ehre“ retten. Doch Lia tut, was niemand erwartet hätte: Sie zeigt Lorenzo als Vergewaltiger an und zieht in einen persönlichen und juristischen Kampf um ihre Selbstbestimmung.
Eine mutige junge Frau, die ihrer Zeit voraus ist. Eine wahre Begebenheit, die in Italien seinerzeit riesiges Aufsehen erregte. Und ein packender Film, der mit Lias Kampf gegen patriarchale Moralvorstellungen eine Geschichte für die Gegenwart erzählt.
Das Bedürfnis, diesen Film zu machen, entspringt einer Reflexion über das Thema Selbstbestimmung. Ich habe mich schon immer dafür interessiert, wie man auf Gewalttaten und Übergriffe reagieren kann, ohne sich einerseits der Rache hinzugeben und andererseits zu vermeiden, zum Opfer zu werden. Außerdem hatte ich den Wunsch, von einem archaischen, an die Traditionen gebundenen Sizilien zu erzählen, das ich durch meine Familie väterlicherseits aus erster Hand kennengelernt habe, ohne aber in Klischees zu verfallen. So habe ich versucht, die Geschichte der Figuren über ein wildes und unzugängliches Gebiet wie die Nebrodi-Berge zu erzählen, wo die Dörfer immer noch zeitlos scheinen - und es war diese Dimension der "Zeitlosigkeit", die ich dem Film geben wollte, damit eine in den 60er Jahren angesiedelte Geschichte auch das heutige Publikum noch anspricht.
- Marta Savina