Isabelle Huppert: Story of Women (Une affaire de femmes)  [OmeU] FR, 1988, R: Claude Chabrol mit Isabelle Huppert, François Cluzet, Marie Trintignant, 110 Min

Unter der Besatzung beginnt Marie, eine junge arme Mutter, deren Ehemann in Deutschland gefangen ist, zunächst damit, einer Nachbarin bei einem Schwangerschaftsabbruch zu helfen. Bald wird sie in einem Vichy-Frankreich, geprägt von Armut, abwesenden Ehemännern und heimlichen Affären, aus Notwendigkeit zur Abtreiberin („Engelmacherin“). Ihre Eingriffe, zunächst aus Solidarität, werden zu einem Mittel des Überlebens. Als ihr Mann Paul zurückkehrt, entdeckt er eine unabhängige Frau, getragen von der Illusion eines besseren Lebens und emanzipiert, jedoch im Widerspruch zu Moral und offizieller Ideologie von Vichy. Claude Chabrol zeigt Marie (Isabelle Huppert) als eine naive, eher amoralische als unmoralische Frau, fremd gegenüber den Kategorien von Gut und Böse. Ihr Wunsch zu existieren und der Armut zu entkommen, verläuft gegen den Strom einer Gesellschaft, die Opfer, Tugend und Bevölkerungswachstum fordert. Verhaftet und als abschreckendes Beispiel verurteilt, wird Marie 1943 eine der letzten Frauen sein, die guillotiniert werden. Durch sie zeichnet Chabrol ein eindringliches Porträt von Freiheit, die in einer Zeit unmöglich war, in der die Justiz eher der Ideologie als der Menschlichkeit diente.

„Ein Film von strenger Meisterschaft, mit eindringlicher Schärfe und ununterbrochener Relevanz. Isabelle Huppert vermittelt gut die Mischung aus Ernst und Leichtsinn ihrer Figur. François Cluzet verkörpert treffend ihren geschwächten und leichtgläubigen Ehemann. (…) Wer sehen will, zu welchen sozialen Heucheleien und juristischen Feigheiten die ‚moralische‘ Politik Pétains führen konnte, sollte sich Une affaire de femmes ansehen.“ - Jean-Paul Grousset, Le Canard enchaîné, 1988)

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