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"They named a brandy after Napoleon, they made a herring out of Bismarck,and Hitler is going to end up as a piece of cheese."

 

 

Cinema! Italia!: Un giorno all’improvviso [Aus heiterem Himmel]

Italia 2018, R: Ciro D’Emilio mit Anna Foglietta, Giampiero De Concillo, Massimo De Matteo, 88 Min, OmU

Der 17jährige Antonio lebt in einer Kleinstadt in Süditalien, wo es trotz Arbeit schwer fällt, über die Runden zu kommen. Sein Vater Carlo hat die Familie früh verlassen. Nun muss sich Antonio um seine immer noch attraktive, aber psychisch labile Mutter kümmern, die von der Idee besessen ist, Carlo zurückzugewinnen. Doch der will von Frau und Sohn nichts mehr wissen. Zum Glück für Antonio gibt es den Fußball und vor allem die Freunde: Stefano, der Stürmer der Mannschaft und der schlagfertige Peppe. Eines Tages taucht ein Talentscout auf, der Spieler für die Jugendmannschaft von Parma sucht und von Antonio begeistert ist. Doch jeder Traum hat seinen Preis. Ein junger Mann, der alles tut, damit ihm das Leben eine Chance gibt. Der bewegende und hervorragend gespielte Film im besten Geist des Neorealismus hatte seine Uraufführung beim Festival von Venedig 2018 und wurde für fünf italienische Filmpreise nominiert.

Ich wollte eine kompromisslose und radikale Geschichte erzählen. Das Thema der Vernachlässigung der Jugend in einer Geschichte der Liebe eines Sohns zu seiner Mutter ermöglichte es mir, alles konkreter, sichtbarer und greifbarer zu machen. Das Schwierige dabei war, alle anderen Standpunkte, außer dem des Protagonisten Antonio wegzulassen. Über die Inszenierung und die Fotografie wollte ich diese Idee auf die Spitze treiben, indem die Figuren gegenüber der Umwelt immer im Vordergrund stehen. Zusammen mit Antonio erleben und glauben wir alles, was passiert, und akzeptieren alles was ihm (uns) geschieht, wobei man vergisst, dass keiner alles alleine schaffen kann, ohne dabei schwere Niederlagen zu erleiden. Denn eines Tages kann das Leben plötzlich einfach zurückschlagen. CIRO D’EMILIO

Frischer Wind für den italienischen Film. Das ist das Verdienst von Ciro D’Emilio, der bei seinem Debütfilm die wunderbare Anna Foglietta einsetzt, die mit großer Intensität eine psychisch labile Mutter spielt, und von ihrem siebzehnjährigen Sohn Antonio rührend umsorgt wird (ein überzeugender Giampiero De Concilio). Vor der Kulisse des neapolitanischen Hinterlands spielt sich ein realistisches, mitreißendes, sehr gut geschriebenes Drama ab.

MAURIZIO ACERBI, IL GIORNALE D’Emilio hält sich fern von üblichen soziologischen Vereinfachungen und hochtrabender Symbolik, sondern vertraut einem klaren und linearen Stil und dreht so einen Film, der den Realismus à la Ken Loach mit sinnlichen und introvertierten Akzenten verbinden, die an die Literatur von Moravia und Elsa Morante erinnern.

VALERIO CAPRARA, IL MATTINO Ciro D’Emilio (*Pompei bei Neapel, 1986). Er studiert Film an der Università di Roma Tre. 2011 gründet er zusammen mit Manuela Ianniello die Produktionsfirma Road to Pictures Film und arbeitet als Regieassistent für die Regisseure Stefano Sollima, Claudio Cupellini e Francesca Comencini. Zudem realisiert er mehrere Kurzfilme in eigener Regie. 2018 dreht er mit Un giorno all’improvviso seinen ersten Spielfilm, der beim Festival von Venedig uraufgeführt wird.