Juste un mouvement [Just a Movement / Nur eine Bewegung], BE FR 2021, R: Vincent Meessen, 108 Min, OmeU – freier Eintritt
Im Anschluss findet ein Gespräch in englischer Sprache mit Vincent Meessen und Marie Helene Pereira (Mitglied des künstlerischen Teams der 12. Berlin Biennale) statt.
„Omar ist tot“, rief eine Stimme in Dakar am 11. Mai 1973. Ein junger militanter Philosoph und wortgewandter Maoist in Jean-Luc Godards La Chinoise (1967) hatte angeblich in seiner Gefängniszelle auf der Insel Gorée Selbstmord begangen. Seine Familie und seine Freund:innen glaubten kein Wort davon und verlangten, dass dieses politische Verbrechen aufgeklärt wird. Ein Gespenst geht um in der senegalesischen Hauptstadt, die selbst in Aufruhr ist. Just a Movement ist eine freie Neufassung von La Chinoise, die ihre Figuren fünfzig Jahre später in Dakar ansiedelt, die Handlung aktualisiert und eine Reflexion über das Verhältnis von Politik, Justiz und Erinnerung anbietet. Omar Blondin Diop wird dabei zur Schlüsselfigur. Mit dieser kinematografischen Geste, die zwischen Dokumentarfilm und gefilmtem Essay oszilliert und zirkuliert, hinterfragt Vincent Meessen den Senegal von gestern und heute und den nicht ganz so subtilen Neoimperialismus eines Chinas, das die weichen Kräfte von Bildung und Kultur nutzt, um in die Gegenwart und Zukunft des Senegal vorzustoßen. Dabei mischt es sich insbesondere in die Erinnerungsarbeit der Rückaneignung von Geschichte ein, eine Entwicklung, die im Film von dem senegalesischen Intellektuellen Felwine Sarr analysiert wird.
Das Filmprogramm der 12. Biennale Biennale zeigt formal radikale, hybride und persönliche Autor:innnenwerke und bezieht sich auf die in der Ausstellung vorgestellten verschiedenen programmatischen Ausdrucksformen und Motive, wie die Dekolonialisierung der Vorstellungswelt. Durch einnehmende Archivaufnahmen wird der Blick umgekehrt und durch Rituale und Gemeinschaft ein Prozess der Heilung initiiert.