Xaraasi Xanne [Crossing Voices / Überkreuzende Stimmen], FR DE ML 2022, R: Raphaël Grisey und Bouba Touré, 123 Min, OmeU – freier Eintritt
Im Anschluss findet ein Gespräch in englischer Sprache mit Raphaël Grisey und Kader Attia (Kurator der 12. Berlin Biennale) statt.
Eine Gruppe von Aktivisten der westafrikanischen Diaspora, die aus einer landwirtschaftlichen Tradition kommen und in Pariser Arbeiter:innenwohnheimen leben, beschließen Mitte der 1970er-Jahre, der Fabrikarbeit den Rücken zu kehren, um bei französischen Bauern in der Champagne eine Ausbildung zu absolvieren. Ihr Ziel ist die Gründung einer landwirtschaftlichen Kooperative in einem Land der Sahelzone in Westafrika. Im Dezember 1976 gründet die Gruppe die landwirtschaftliche Genossenschaft Somankidi Coura in der Region Kayes in Mali. Unter Verwendung seltener Film-, Foto- und Tonarchive von Bouba Touré verknüpft Crossing Voices die Geschichte von Somankidi Coura mit den Kämpfen afrikanischer Migrant:innen ohne Papiere in Frankreich. Die Rückkehr einer Gruppe in ihr Heimatland folgt einem verschlungenen Weg, der durch die ökologischen Herausforderungen und Konflikte auf dem afrikanischen Kontinent von den 1970er-Jahren bis in die Gegenwart führt. Raphaël Grisey begleitete Bouba Touré, einen der zentralen Protagonisten des Films, bei der Durchsicht seines persönlichen Archivs, das er seit Anfang der 1970er-Jahre zusammengetragen hat. Darüber hinaus ist der Film ein Akt der Überlieferung und der Verbundenheit. Im weiteren Verlauf des Films treten verschiedene Stimmen in die Klanglandschaft ein, um Bouba Tourés Stimme zu begleiten; sie bringen die Geschichte einer vergessenen Erinnerung in eine mögliche Zukunft, gesungen von einem elektronischen Griot-Erzähler.
Das Filmprogramm der 12. Biennale Biennale zeigt formal radikale, hybride und persönliche Autor:innnenwerke und bezieht sich auf die in der Ausstellung vorgestellten verschiedenen programmatischen Ausdrucksformen und Motive, wie die Dekolonialisierung der Vorstellungswelt. Durch einnehmende Archivaufnahmen wird der Blick umgekehrt und durch Rituale und Gemeinschaft ein Prozess der Heilung initiiert.