Kinder von Golzow: „…dann leben sie noch heute“ Teil 3, D 2008, R: Barbara Junge, Winfried Junge, 140 Min, OmeU
Anschließend Gespräch mit den Filmemachern Barbara und Winfried Junge Eintritt Frei
„…dann leben sie noch heute“ Teil 3
1961 kurz nach dem Mauerbau in der DDR begonnen, ging die älteste Langzeitdokumentation der Filmgeschichte „Die Kinder von Golzow“ im Jahre 2008 nach über 70 km Film oder 19 Filmen von insgesamt fast 43 Stunden zu Ende.
In Fortsetzung der Teile 1 und 2 des Vierteilers „Und wenn sie nicht gestorben sind - dann leben sie noch heute…“ porträtieren Barbara und Winfried Junge in Teil 3 drei Mädchen. Ihre Lebensgeschichten dokumentieren das Heranwachsen und die Schicksale von Menschen einer Generation, die vor nunmehr sechs Jahrzehnten in der DDR gemeinsam eingeschult wurden. Die Filmchronisten begleiten sie auf ihren verschiedenen Wegen ins Leben und zeigen jene, die bis zuletzt dabei blieben, heute im vereinten Deutschland.
Da geht es um eine zweite Elke, Karin und Gudrun sowie Gudruns Vater Arthur Klitzke, dem weithin bekannten Golzower LPG-Vorsitzenden. Es gibt auch eine Wiederbegegnung mit der ersten Klassenlehrerin Marlies Teike.
Elke, die gelernte Wirtschaftskauffrau, ist seit Jahren arbeitslos und lebt von Hartz IV. Nach fast 30jähriger Drehpause ist sie bereit, sich erneut filmen zu lassen. Im Rahmen einer ABM-Maßnahme betreut sie eine Zeit lang die Ständige Filmausstellung "Kinder von Golzow“ am Ort und gibt Auskunft über sich selbst.
Auch Karin stimmt nach Jahrzehnten weiteren Filmaufnahmen zu. Die gelernte Geflügelzüchterin, später Schweinezüchterin, verlässt die DDR nach der Wende, um im Westen eine Arbeitsstelle zu finden. Sie ist in Wuppertal als Altenpflegerin tätig. An ihrem 50. Geburtstag kehrt die Kamera in ihr Leben zurück.
Gudrun wurde Köchin, entscheidet sich schon in jungen Jahren als Genossin der SED für eine kommunalpolitische Laufbahn und ist bis zu Ende der DDR Bürgermeisterin in Genschmar, einem Nachbarort Golzows.Für die Alleinstehende ist der Zusammenbruch ihres Weltbildes besonders schwer zu verkraften, der das Ende all dessen bedeutet, wofür sie und ihr Vater jahrzehntelang gelebt und erfolgreich gearbeitet haben. Beide beenden schon 1991 ihre Mitwirkung an der Chronik, aber stehen zu dem, was der Film bis dahin von ihnen festhielt.
Im Prolog zu diesen drei Geschichten greift Winfried Junge eine bekannte Weisheit des griechischen Philosophen Heraklit auf: Zu Bildern vom harten Winter 1965/66 und wie die erstarrte Oder im Frühjahr wieder in Bewegung kommt, spricht die Lehrerin von jenem klugen Mann aus dem alten Griechenland, von dem die Kinder als Elfjährige zum ersten Mal hören: „Alles fließt, nichts bleibt wie es ist, das einzig Beständige ist die stete Veränderung.“
Die Kinder von Golzow haben genau dies in ihrem Leben erfahren.