Jürgen Böttcher: Die Mauer DDR 1990, R: Jürgen Böttcher, 99 Min, DF
Die Demontage der Berliner Mauer, als Erlösung von einem Alptraum. Filmische Beobachtungen gegen Jahresende 1989/90, als die Grenzen zwischen Berlin-Ost und Berlin-West bereits geöffnet waren, die Mauer aber noch stand. Mauerspechte, Spaziergänger auf ihrem Weg von Ost nach West und umgekehrt, Touristen aus aller Welt, neugierige, geschäftstüchtige Kinder und Grenzer, die plötzlich ihre Aufgabe verloren haben.
Der Dokumentarist Jürgen Böttcher, als Maler bekannt unter seinem Pseudonym „Strawalde“, fängt das historisch belastete Bauwerk in intuitiven Beobachtungen und kalkulierten Tafelbildern ein: Metaphorische Impressionen vom Auseinanderbrechen des "antifaschistischen Schutzwalls". Weitere Hinterlassenschaften der ehemals geteilten Stadt gelingen: Die Unterwelt der stillgelegten Bahnhöfe, auf denen 30 Jahre lang kein Zug halten durfte.
Mittels Filmprojektionen auf dem rissigen Beton der letzten Mauersegmente wird auch die ältere Vergangenheit wieder lebendig. Da reitet Kaiser Wilhelm durch das Brandenburger Tor, ist ein Aufmarsch der Nazis zu sehen und auch der berühmte Sprung eines ostdeutschen Polizisten über die gerade errichtete Mauer.
U. a. mit dem „Felix“ (Europäischer Filmpreis für den besten Dokumentarfilm) prämiertes Zeitdokument aus den letzten Tagen der Berliner Mauer. Historische Momente werden unkommentiert, aber mit der Bilderkraft des Malers Strawalde festgehalten.