SHOAH - Zeitzeugen: Sabina van der Linden-Wolanski - Im Oval
D 2010, Interviewer: Daniel Baranowski, Barbara Kurowska, 138 Min, Englisch
Sabina van der Linden-Wolanski, geb. Haberman (*8. Juli 1927-2011): „Die Wahrheit ist unsere eigene Interpretation, die Art und Weise, wie wir verstehen, was passiert ist. Ich kann immer nur für mich sprechen. Ich habe versucht, eine ehrliche und wahrhaftige Zeugin zu sein.“
Die Rede, die Sabina van der Linden-Wolanski 2005 bei der Eröffnung des Denkmals für die ermordeten Juden Europas hielt, bewegte nicht nur die Zuhörer – sie veränderte auch ihr eigenes Leben. Ihr Schicksal aufzuschreiben und über das Geschehene zu sprechen, wurde danach zu einer wichtigen Aufgabe.
1927 im polnischen Borysław geboren, überlebte sie als einzige ihrer Familie die Zeit der Verfolgung. Nach Jahren der Angst, versteckt und unter falscher Identität, entschied sie sich nach der Befreiung, nach vorne zu schauen und ihr Leben zu genießen. Dafür verdrängte sie die schmerzhaften Erinnerungen.
Mit ihrem zweiten Ehemann wanderte sie zunächst nach Paris, dann nach Australien aus und bekam zwei Kinder. Erst als diese älter waren und nach ihren Großeltern fragten, rückte die Vergangenheit wieder in den Mittelpunkt.
Als die Dauerausstellung im Ort der Information unter dem Holocaust-Denkmal in Berlin geplant wurde, erklärte sie sich bereit, ihre Familiengeschichte, Fotografien und Dokumente beizusteuern. Aus dieser für sie zunächst schmerzhaften Zusammenarbeit entstanden schließlich Freundschaften mit Deutschen.
Im Mai 2010 war sie anlässlich der Buchpremiere der Übersetzung ihrer Autobiografie „Drang nach Leben“ erneut in Berlin und traf anschließend in Essen mit ihrem Retter Berthold Beitz zusammen. Sabina van der Linden-Wolanski starb am 23. Juni 2011 in Sydney.
Aktuelles Foto: Essen, Mai 2010: Sabina van der Linden-Wolanski und ihr Retter Berthold Beitz bei ihrem ersten Zusammentreffen in der Villa Hügel.
Historisches Foto: Borysław, um 1930: Sala Haberman mit ihren Kindern Sabina und Josef.